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Deppens Haus soll abgerissen werden

Announcement Date: 11. Juli 1980

Die „Neue Westfälische“ schreibt am 11.07.1980 diesen Bericht
„Nicht Totengräber des letzten Angerdorfes sein“
Nur noch mit Hilfe anderer Stellen ist
ein Kleinod des Kreises zu retten.

Marienmünster-Löwendorf:
In der letzten Sitzung des Hauptausschusses der Stadt Marienmünster am Mittwochabend wurde es deutlich: Nur mit Mittel von Landeskonservator, Landschaftsverband, Regierungspräsident oder Kreis, ist das letzte Angerdorf in Westfalen, das einzige noch geschlossene in ganz Nordrhein-Westfalen, Löwendorf, zu retten. Es ging in der Sitzung wieder einmal um die Erhaltung des Eckhauses an der Einmündung der Landstraße in die Bundesstraße 239 in Löwendorf, das den Anger abschließt und dessen Abbruch die Anger-Anlage zerstören würde. Fachleute haben immer wieder auf die hohe Bedeutung dieses Hauses hingewiesen. Aber das Haus ist inzwischen abgedeckt und die starken Regenfälle der letzten Wochen haben zum schnellen Verfall beigetragen. Täglich steigen so die Kosten für eine
Renovierung und es ist allerhöchste Zeit, dass jetzt etwas geschieht.
CDU-Fraktionssprecher Stricker: „Ich möchte nicht Totengräber des letzten Angerdorfes sein.“
Doch einstimmig beschloss der Rat, bei seinen früheren Beschlüssen zu bleiben, nach dem die Stadt kein Geld für die Unterhaltung oder den Kauf des Hauses hat.
Dem Landeskonservator soll mitgeteilt werden, dass die Stadt das Haus nur kaufen kann, wenn die gesamte Summe für den Kauf und spätere Unterhaltung von anderen Stellen aufgebracht wird. Denkt man an die ungeheuren Kosten etwa für den Ausbau
der Weltstadt-Abzweigung nach Hohehaus am Rande Löwendorfs, dann müsste für die Unterhaltung eines so wichtigen Hauses die dagegen geringe Summe im Zuge der Erhaltung der Lebensqualität einer Ortschaft auch noch aufzubringen sein.
Stellvertretender Stadtdirektor Follmann gab zu Beginn der Diskussion einen Überblick über die Entwickelung der Hausgeschichte in den letzten Jahren. Er stellte die Schreiben des Landeskonservators heraus, in denen immer wieder auf die Wichtigkeit dieses Hauses hingewiesen wurde. Vor Jahren sei vorgesehen gewesen, das Haus im Zuge des Ausbaues der Ortsdurchfahrt abzureißen. Später seien,
insbesondere auch durch die Initiative von Dipl.-Ing.Bendermacher („Dorf-Formen in Westfalen“ – mit einer Inventarisierung Löwendorfs)auch die Ortsumgehung im Süden und Osten um Löwendorf in die Planung aufgenommen werden. Schließlich erarbeitete das Landes-Straßen-Bauamt einen Plan für den Ausbau der Straße ohne einen notwendigen Abbruch des Hauses.
Parallel dazu liefen die Neubaupläne des alten Fachwerkhauses. Am 28.03.1979 schrieb dann der Ortsvorsteher von Löwendorf, Guido Fuhrmann, an den Landeskonservator, dem Abbruch zuzustimmen, da das Haus das Ortsbild verschandelte, und eine Gefahr darstellte. Der Landeskonservator antwortete am
11.04.1979, dass dieses Haus den einmaligen Charakter des Angerdorfes mitpräge. Auch bei einem Ortstermin am 23.01.1980 wurde auf die Einmaligkeit Löwendorfs als Angerdorf hingewiesen, und das Verschwinden des Eckhauses als ein unersetzlicher
Verlust bezeichnet.
Der Landeskonservator schrieb schließlich am 28.03.1980 an den Hausbesitzer, dass eine Reihe von Verhandlungen den möglichen Bau einer Umgehung des Ortes ergeben hätten. Schließlich gab es dann am 11.04.1980 eine Ordnungsverfügung
des Kreisbauamtes, die Sollingplatten abzudecken, da sie eine Gefährdung des Verkehrs und der Fußgänger darstellte.
Am 23.06.1980 kam schließlich das bisher letzte Schreiben des Landeskonservator an die Stadt, in der auf die neue Sachlage, die durch das Abdecken entstanden sein, hingewiesen und eine baldige Entscheidung der Stadt gefordert wird. Auch weist der Landeskonservator auf die in Aussicht stehende Ortsumgehung hin. Follmann legte
dem Ausschuss dann die Möglichkeiten nach dem neuen Landes-Denkmal-Gesetz vor. Der Anger könne als Denkmal festgelegt und eine Erhaltungs-Satzung erlassen werden. Die Besitzer werden danach verpflichtet, nichts zu verändern mit
der Frage nach der Zumutbarkeit. Bei einer Unzumutbarkeit könne dann die Übernahme durch die Stadt verlangt werden.
Stadt-Direktor Schmidt erhob die Frage, wer soviel Geld für die Unterhaltung in dieses Haus stecken würde, auch wenn der Landeskonservator 25 bis 30 Prozent dazugäbe. Weiter fragte er, wofür es die Stadt nutzen könne. Eine Nutzung sei nicht
gegeben. Das neue Gemeindehaus stehe. Er sähe nicht ein, weshalb dieses Haus die Abrundung des Angers darstellen solle. Der ganze Charakter Löwendorfs sei durch das der Gemeinde vom Landes-Straßenbauamt nicht mitgeteilten Fällen der Bäume zerstört worden. Löwendorf habe jetzt ein ganz anderes Gesicht, und es bleibe ein Angerdorf auch ohne das Haus.
Ortsvorsteher Fuhrmann wies nach einem Gespräch mit dem Hausbesitzer darauf hin, dass dieser bereit sei, es unter bestimmten Voraussetzungen an die Stadt -und nur an diese- zu verkaufen. Es könnten dann die Wände im Haus bis zur oberen Balkenlage herausgenommen, und so im Inneren eine große Halle geschaffen werden, die als Gemeindehaus für Festlichkeiten geeignet sei. Fuhrmann nannte eine Summe von 200.00,00 DM bis zu 300.00,00 DM, die notwendig sei. Doch wenn
für die Versetzung von Fachwerkhäusern ins Museum hohe Summen ausgegeben würden, müsse es auch möglich sein, hier diese Summe aufzubringen. CDU Fraktionssprecher Stricker: Er habe sich das Haus angesehen. Es kämen einem die Kultur-Tränen. Er möchte nicht Totengräber des letzten Angerdorfes in Westfalen sein.
Ortsvorsteher Fuhrmann machte noch deutlich, dass der Platz um das Haus größer geworden sei, und man auch einen Ausgang nach hinten schaffen könne. Ratsmitglied Thauern meinte, man sollte den Landschaftsverband fragen, woher Mittel zur Verfügung gestellt werden können. Ein Ratsmitglied meinte sarkastisch, es könne noch so viel geschrieben werden, wichtig sein, dass Mittel gegeben würden.
Nach der Frage des Bürgermeisters, ob jemand dafür sein, dass das Haus von der Stadt übernommen würde, und auf dies Schweigen folgte, blieb der Rat bei den bisher gefassten Beschlüssen. Jetzt wird sich zeigen, ob in unserer Gesellschaft auch Prioritäten für die Umwelterhaltung gesetzt werden, oder ob es bei „Kulturtränen“ bleiben muss.

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